1.500 km Fundraising-Fahrradtour für Kinder in Kenia
Nach ihrem Aufenthalt in Kenia verwandelt Hanna ihre geplante Radtour von Frankreich nach Spanien in ein Fundraising-Projekt, um Kinder in Kenia zu unterstützen.Wir fragten Hannah nach ihrer Motivation, den Herausforderungen und den Erlebnissen, die sie auf ihrer Reise hatte.
HOPE: Was hat dich bewogen, diese Radtour (als Foundraisingtour) zu machen?
Hannah: Da ich mega gerne mit dem Fahrrad unterwegs bin, wollte ich nach meiner Zeit in Kenia auf jeden Fall nochmal losziehen. Ich habe schon von vielen gehört, dass die Nordküste Spaniens sehr schön sein soll und wußte, dass ich deshalb dort langfahren möchte. Als Bob Hatton in Kenia davon mitbekommen hatte, war es seine Idee, daraus eine Spendentour zu machen. Für mich war klar, vor allem auch nachdem wir die Schule in Kenia besucht hatten, dass ich das auf jeden Fall machen möchte. Und so wurde aus einer spontanen Idee schnell eine Radtour mit einem Projekt nebenbei. Nicht nur einfach so zu fahren, sondern mit dem Wissen, dass jeder Kilometer Kinder in Kenia unterstützt, war sehr motivierend. Fundraising ist eine geniale Idee, um Spenden zu sammeln.
HOPE: Vor was hattest du zu Beginn deiner Tour am meisten Respekt?
Hannah: Wenn man seine Route auf Komoot plant, weiß man zwar, wo man ungefähr langfahren wird, aber erst wenn man dort ist, weiß man wie es wirklich vor Ort aussieht. Wie sind die Umstände, die Straßen, die Steigungen, wie ist das Land. Man geht mit bestimmten Erwartungen in die Tour, stellt sich vor wie es werden wird. Aber mit dem Wissen von vorherigen Touren weiß man, dass man lieber nicht so viel daraufsetzt, weil dort vor Ort dann eh alles anders sein wird, im positiven wie auch im negativen.
Die erste Sorge bestand darin überhaut mit dem Zug dort anzukommen. Dann kommen so Gedanken wie, was für Herausforderungen und Probleme kommen auf mich zu? Wie komme ich so lange auf mich allein gestellt zurecht? Wie sind die Menschen vor Ort? Wo schlafe ich heute Nacht (während der Zeit meine größte Sorge)? Wie anstrengend wird es werden? Wie ist das Wetter und hoffentlich habe ich nichts Wichtiges vergessen. Wo ist der nächste Supermarkt? Treffe ich die richtigen Entscheidungen?
HOPE: Warst du allein unterwegs?
Hannah: Das Wissen, dass Jesus immer nah und da ist, lässt mich nie allein unterwegs sein. Aber als Mensch bin ich allein gestartet, ja. Alleine sind viele Herausforderungen größer, als wenn man es nicht ist. Die Entscheidungen selber treffen und die Folgen selber erleben. Mit niemanden reden zu können ist öfters schwierig. Früher oder später kommen Momente, in denen man sich einsam fühlt. Ich glaub ich bin ein eher gesprächiger Mensch und die Freuden mit niemandem teilen zu können oder Probleme nicht besprechen zu können, kann manchmal herausfordernd sein.
Ich durfte aber auch so viele Leute kennenlernen, was das Wertvollste und Prägendste an der ganzen Tour war. Gerade in den Hostels durfte ich mit mega vielen tolle Menschen Zeit verbringen. Es ist verrückt, wenn man mit neun Personen an einem Tisch sitzt und jeder aus einem anderen Land kommt.
Oder man trifft andere Fahrradfahrer, mit denen man einen Tag, eine Woche oder einfach nur einen Mittag zusammen unterwegs ist. Da ich auf dem Camino del Norte unterwegs war bin ich vielen Pilgern begegnet, mit denen man gerne mal den Berg hochläuft oder sich kurz austauscht.
Kurze Gespräche, während man sich von einem alten Traktor ziehen lässt, wenn man mit ein paar ebenfalls durchnässten Pilgern in einem Cafe sitzt, oder motivierende Worte von Rennradfahrern am Berg, das sind so kleine, einzigartige Momente, die man einfach nie vergisst. Also war ich auch oft gar nicht alleine und konnte es genießen so unterwegs zu sein.
HOPE: Was war deine größte Herausforderung?
Hannah: Ich dachte für mich ja, dass es ein eher sonniger Monat an der Küste seibn wird. Schlechte Vorbereitung oder einfach das sich schnell ändernde Wetter haben die Wochen ziemlich stürmisch werden lassen. Somit war das größte Problem das Wetter. Nach der ersten sehr schönen sonnigen Woche wollte der Regen einfach nicht mehr stoppen. Es gab jeden Tag Unwetterwarnungen, starke Windwarnungen und Küstenwarnungen. Nicht das optimalste, um sich 24/7 draußen aufzuhalten. Während dieser Zeit war ich die meiste Zeit zum Glück nicht alleine. Zusammen kann man sich einfacher in den Regen stürzen. Jeden Morgen in die kalten, nassen Schuhe zu gehen und zu merken, wie das Wasser langsam durch die Socken dringt, war nach ein paar Tagen normal und auch sonst war man tagsüber einfach die ganze Zeit nass. Die Regenjacke hält nach ein paar Stunden auch nicht mehr dicht und eine Regenhose hatte ich dummerweise erst gar nicht dabei. Zum Glück kann man sich warm fahren. Das Wetter ist anstrengend und macht müde. Bei Gegenwind zu fahren saugt einem alle Energie weg und das ganze trübe Wetter kann ziemlich frustrieren.
Eine andere Herausforderung waren die vielen Steigungen. Jeden Tag 1000 Höhenmeter nach oben sind mit Gepäck nicht so easy. Die Tage waren anstrengend und während man mal wieder schiebt, fragt man sich schon ob man heute jemals noch ankommen wird.
Auch Straßensperren haben mich die Zeit über glaube ich verfolgt, überschwemmte Wege, kaputte Bremsen, schließende Campingplätze, wilde Wellen, die bei Starkregen an die Küste donnern und einen nicht schlafen lassen - oder plötzlich die Polizei vor dem Zelt, das macht die Tage echt abenteuerlich.
HOPE: Welches war das unvergesslichste Erlebnis?
Hannah: Es gab so viele besondere Momente. Besonders unvergesslich war es für mich natürlich, in Porto anzukommen und zu merken, dass man es geschafft hat, dass man angekommen ist! Das man es irgendwie durch den ganzen Regen und über die ganzen Höhenmeter geschafft hat. Der letzte Tag an der Küste in Portugal bei Sonnenschein fahren zu dürfen war der schönste Abschluss nach den letzten Wochen.
Auch in Santiago anzukommen, vor der Kathedrale zu stehen, an der allein dieses Jahr eine halbe Million Pilger aus der ganzen Welt angekommen sind, hatte was Besonderes. Man ist nicht allein durch den Regen. Jeder der die letzten Wochen auf den Camino Wegen unterwegs war, ist durch dieses Wetter gegangen.
HOPE: Welches Gefühl hattest du, als…
… du gestartet bist?
Hannah: Ich habe mich echt gefreut endlich mit dem Rad loszukönnen. Der Moment als ich nach der langen Zugfahrt endlich am Atlantik angekommen bin war schon besonders. Plötzlich realisiert man, jetzt bin ich allein, jetzt geht’s los. Die vielen Menschen an der Promenade, ein Surfcontest und die vielen Eindrücke haben mich auch erstmal überfordert. Dass ich meine Freude und Aufregung mit niemandem teilen konnte haben mich in diesen Momenten ein wenig einsam fühlen lassen. Nachdem ich alles auf mich wirken lassen hab, bin ich dann endlich losgefahren und habe in dieser Nacht auf deinem Bauernhof gezeltet.
… der Regen kam?
Hannah: Zuerst denkt man noch „ja das geht wieder rum, es sind ja noch zwei Wochen“. Nach ein paar Tagen realisiert man dann, dass der Wetterbericht sich nicht gerade verbessern wird aber man weiß ja nie. Oft war das Wetter morgens oder abends auch sonnig aber tagsüber hat es lang geregnet oder so gewindet das man absteigen musste um nicht umzukippen. Einmal war ich auf einer Brücke bei Santander und es hat so stark durch die Bucht gewindet, das ich einfach festgesteckt bin. Man findet dann doch den Mut um weiterzugehen, aber im Nachhinein waren manche Aktionen auch etwas zu gefährlich gerade mit dem Wind an der Küste.
Aber man lernt mit dem Regen zurechtzukommen. Man lernt durchzuhalten und weiterzumachen und wenn man abends angekommen ist, war ich sehr dankbar im trockenen und sicheren zu sein. Draußen zu schlafen war nach ein paar Tagen unmöglich.
… du am Ziel ankamst?
Hannah: Der letzte Tag in der Sonne war nochmal richtig schön. Auf Holzwegen ging es den ganzen Tag direkt an der Portugisischen Küste entlang. Ich hab’s nochmal richtig genossen und konnte mich total freuen in Porto anzukommen. Als ich dann die letzten Kilometer in die Stadt rein gefahren bin hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits, wie cool das ich hier ankommen darf nach einem Monat Radtour. Auf der anderen Seite wurde ich ein wenig traurig, dass es jetzt hier endet. Die Küste wird doch hier noch so schön, das Wetter wieder besser. Auch der Gedanke fast alles im Regen erlebt zu haben war frustrierend und gleichzeitig abenteuerlich aufregend.
… auf deiner Zugfahrt nach Hause?
Hannah: Meine Heimfahrt wurde chaotischer als gedacht. Wer hätte gedacht, dass die Züge in Portugal und Spanien noch schlimmer sind, als in Deutschland und es mit Fahrrad fast unmöglich ist voranzukommen. Verzweifelt kam ich nach einem anstrengenden Tag und unzähligen Planänderungen in Santiago an, statt wie geplant in Madrid. Wie soll ich es in zwei Tagen Heim schaffen. Wir haben viel rumüberlegt und die billigste Alternative war der Flixbus. Auf dem letzten freien Platz bin ich zwanzig Stunden nach Paris gefahren. Mein Fahrrad war zerlegt und eingepackt und ich hatte noch einen schönen Tag in Paris bis ein weiterer Bus Richtung Heimat gefahren ist.
HOPE: Welches Resümee ziehst du aus deiner Aktion?
Hannah: Dass es sich trotz Regen, Herausforderungen und Anstrengungen zu 100 Prozent gelohnt hat. Ich durfte so viele lernen, wachsen und Erfahrungen sammeln, die so wertvoll sind.
Ich glaub eines der schönsten Dinge am bikepacking ist, dass man alles so intensiv wahrnimmt. Die Landschaft, die Atmosphäre, die Städte, die Menschen, die Natur und Gerüche…
Es hat was Besonderes nur mit seinen minimalistischen Taschen (die man schon so oft umgepackt hat bis alles perfekt reinpasst) unterwegs zu sein. Dass alles was man braucht auf ein Rad passt und man damit unterwegs sein kann. So viel draußen zu sein tat mir total gut und war trotz Anstrengung erholsam.
Das, was am Ende bleibt, sind die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Leuten. Ich hab’s wirklich geliebt andere Menschen kennenzulernen und deren Geschichten zu hören. Das inspiriert so sehr, es ist das wertvollste, schönste und es prägt am meisten. Die vielen wunderschönen Küstenstraßen und jeder Berg mit seiner Aussicht waren es wert hochzufahren. Und ich darf den Schöpfer hinter diesen wunderschönen Landschaften er-/kennen. Ich kann wirklich nur staunen über die Schönheit des Meeres, der Küste, den Bergen. Wie schön hat der Herr diese Welt gemacht. Dass ich diese Orte sehen durfte, lassen mich wirklich demütig und dankbar werden.
Ich durfte wirklich erleben, wie der Herr versorgt und er es wert ist, ihn zu loben in jeder Situation. Die Begegnungen mit den Leuten waren sicherlich kein Zufall, denn sie kamen in den richtigen Momenten.
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Durch die Spendenaktion, von der ich oft erzählen konnte, durfte ich oft Gespräche über den Glauben führen, was total interessant und schön war. Trotz Sorgen bin ich jeden Abend gesund an einem sicheren Ort ankommen und ich bin keinem Menschen begegnet der ansatzweise blöd war. Ich kann wirklich dankbar auf diesen Monat blicken.
Vielen Dank an dich, Hannah, dass du so etwas einzigartiges gestartet und trotz Regenwetter durchgezogen hast. Danke für deine Offenheit in diesem Interview!
Vielen Dank für Deine Spenden. Du machst dadurch Bildung für Kinder in Kenia möglich. Das ermöglicht für sie eine Zukunft ohne Armut. Dankeschön
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